Vorlage - /2023/008
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Sach- und Problemdarstellung:
Mehr als 20.000 € geben Frauen bzw. menstruierende Personen in ihrem Leben im Zusammenhang mit der Periode aus. Jede Dritte fühlt sich aufgrund mangelhafter Toiletten und unzureichender Hygienesituation in ihrer Periode stark eingeschränkt und reduziert im Sozialleben (Plan 2022: 15-16). Für 23 % der Befragten sind die monatlichen Ausgaben für die Periode eine finanzielle Belastung (Plan 2022: 7).
Eine aktuelle Umfrage von Plan International Deutschland und WASH United (2022) zeigt, dass Periodenarmut auch in Deutschland ein bestehendes Problem ist. Periodenarmut bedeutet, dass Personen nicht genügend Geld haben, um sich Menstruationsartikel wie Binden, Tampons und anderweitige Produkte leisten zu können. So fallen beispielsweise Kosten von etwa 14 € im Monat für Binden an, 9 € für neue Unterwäsche oder 5-10 € für Schmerzmittel an. In Deutschland wurde im November 2019 zwar die Mehrwertsteuer für Menstruationsartikel von 19 % auf 7 % gesenkt, jedoch erhöhten daraufhin viele Unternehmen die Preise (Tagesspiegel 2020). Die Corona-Krise hat die Armut 2022 in Deutschland auf einen Höchststand geführt (Plan 2022: 15; Armutsbericht 2022). Verstärkt wird diese prekäre Lage durch das ohnehin geringere Gehalt von Frauen: Der Gender Pay Gap liegt weiterhin bei 18 %. Folglich muss beispielsweise das Wechseln rausgezögert oder Stoffreste und Toilettenpapier verwendet werden. Dies erhöht die Gefahr von Infektionen oder eines toxischen Schocksyndroms. Besonders betroffen von Periodenarmut sind wohnungslose- und obdachlose Frauen und Hartz IV-Empfänger*innen, aber auch junge Menschen (3/4 der Befragten), Migrant*innen, Auszubildende und Studierende.
2022 wurde die Landesregierung Schleswig-Holsteins von den Abgeordneten des Landtags aufgefordert, in öffentlichen Einrichtungen des Landes künftig kostenlose Menstruationsartikel zur Verfügung zu stellen. Die Umsetzung läuft bisher allerdings schleppend. Städte wie Schleswig, Flensburg und Kiel haben bereits Eigeninitiative ergriffen und bereits Menstruationsprodukte kostenlos zur Verfügung gestellt.
Konzept
Als Stadt Glückstadt wollen wir Vorreiter im Kreis Steinburg sein und die Glückstädter*innen mit kostenlosen und nachhaltigen Menstruationsprodukten unterstützen. Die Produkte sollen in den drei öffentlichen Toiletten, im Sekretariat der Bürgerschule, den Toiletten der Elbschule, des Jugendzentrums und des Rathauses sowie in dem entstehenden Stadtteiltreff-Nord zur Verfügung gestellt werden. Die Maßnahme wird bis zur Kostenübernahme des Landes durchgeführt. Langfristig sollten die Produkte auch auf den Jungentoiletten und geschlechtsneutralen Toiletten ausgelegt werden, weil bspw. Trans-Jungen ebenfalls menstruieren. Menstruieren ist keine aktive Entscheidung und sollte deshalb kein Nachteil für eine bestimmte Personengruppe bedeuten. Es wird dadurch ein wichtiger Beitrag für ein geschlechtergerechtes und soziales Gesundheitssystem geleistet und bestehenden Tabus und Stigma entgegengewirkt. Themenspezifische Veranstaltungen und/oder Informationskampagnen beispielsweise im Rahmen des Aktionstages am 28. Mai sollen den Zugang und das Wissen zum Thema Menstruation sowie Periodenarmut erweitern und den Einsatz der Stadt sichtbar machen.
Finanzielle Auswirkungen:
Anzahl der Sanitärräume: ca. 25
o 4 Rathaus
o 1 Stadtbücherei
o 3 Jugendzentrum + 2 Begegnungsstätte/Bürger*innentreff
o 3 öffentliche Toiletten
o 1 Bürgerschule
o 5 Elbschule
- Körbe zur Lagerung
- ≈ 3.500 €
Da die Umsetzung Teil einer neuen Debatte und Forderung ist, gibt es bisher kaum belastbaren Zahlen, an denen der Verbrauch kalkuliert werden könnte. Aus diesen Gründen wird mit einem Startbetrag von 3.500 € kalkuliert, der im Verlauf der Maßnahme überprüft und ggf. angepasst wird.
Bereits eingeholte Spenden:
323 Produkte (Tampons, Binden, Slipeinlagen)
Vergünstigungen wurden angeboten
Anlagenverzeichnis:
Plan International Deutschland & WASH United (2022): Menstruation im Fokus. Erfahrungen von Mädchen und Frauen in Deutschland und weltweit.
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Anlagen: | |||||
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1 | Plan International Deutschland & WASH United (2022): Menstruation im Fokus. Erfahrungen von Mädchen und Frauen in Deutschland und weltweit. (3363 KB) |